KUNST5

Ubierring 9

50678 Köln

Lili.voigt@gmx.de

OFF-SPACE: DAS HAUS

Die Kunstausstellung ist gefördert von ETI IMMOBILIEN auf einem ETI-Baugrundstück in Köln-Bayenthal.

(Zwischennutzung des alten Gebäudes während der Bauplanungsphase).

Ein Projekt von Lili Voigt und Marcus Krips.

Parallel zur ART COLOGNE und "Köln Süd offen":

 

„DAS HAUS“ / KÜNSTLER INSZENIEREN EIN HAUS.

Eine Transformation Innen und Außen aus Farbe, Video und Sound.

VERNISSAGE:      SAMSTAG, 18. APRIL 2015

                                  18.00 UHR - 22.00 UHR

 

Sonntag, 19.04. von 18.00 UHR - 20.00 UHR

Samstag, 25.04. von 18.00 UHR - 22.00 UHR

 

FINISSAGE:         SONNTAG, 26. APRIL 2015

                                 18.00 UHR - 20.00 UHR

Musik- und Tanzperformance von Ralf Freudenberger und Marion Dieterle.

Sound Event: Rick E. Loef und popnoname.

 

ORT:  CÄSARSTRASSE 7, 50968 KÖLN-BAYENTHAL

 

Ein leerstehendes Haus wird von Künstlern unterschiedlicher Sparten einem audiovisuellen Transformationsprozess unterzogen. Die transdisziplinäre Ausstellung verbindet Graffiti mit  Malerei, Videokunst, Installation, Skulptur, Musik und Tanz. Beteiligte Künstler: Rosy/d Beyelschmidt, Wolfgang Freund, Matthias Neuenhofer, Kritzkratz, Sebastian Jochum, Gabriele Seifert, Marcus Krips, Rick E. Loef, Verena Bretschneider, Eva Krantz, Michael Schulz, Odo Rumpf, Marion Dieterle, Ralf Freudenberger, Hagen Keller, Roman Marx.




"DAS HAUS" / KÜNSTLER INSZENIEREN EIN HAUS:

Die transformierte Unveränderlichkeit

 

Ein Haus besteht aus konstruktiven, funktionalen und ästhetischen Elementen; es ist ein statisches Objekt, das sich im Laufe seiner Nutzungszeit kaum verändert. Abgesehen von zyklisch wiederkehrenden Renovierungsarbeiten gilt dies für die Innenräume genauso wie für das äußere Erscheinungsbild: Architekturen sind eingefrorene Ästhetiken, mit denen man irgendwie umgehen muss. Meistens geht man achtlos an ihnen vorbei.

 

Ebenso wie aus einer materiellen Hülle besteht ein Haus aber auch aus einem immateriellen Netz von Zuschreibungen. Im Inneren haben sich die Lebenswirklichkeiten und Erinnerungen der Bewohner wortlos eingeschrieben; an den Außenwänden hat die Geschichte ihre Spuren hinterlassen, wie das Haus insgesamt als kleinstes Modul eines städtischen Zeichensystems in die Umgebung hineinwirkt. Gegen diese Wirkung kommt man nicht an; zumindest die äußere Hülle kann man nicht verändern – außer vielleicht als Architekt oder Graffitikünstler. Und da man nicht in sein städtisches Umfeld eingreifen kann, gewöhnt man sich daran. Sowohl die Bewohner des Hauses als auch die Anwohner finden sich mit der Unveränderlichkeit ab und richten sich in dem statischen Zustand ein. Erst wenn sich etwas grundlegend verändert, wenn das Haus abgerissen und durch eine neue Architektur ersetzt wird, dringt dieser fortwährende Gewöhnungsprozess in das Bewusstsein.

 

Formale oder mentale Zustände, die statisch sind, stehen dem allgemeinen Verständnis von Kunst diametral gegenüber. Kunst will in Bewegung bleiben, Bestehendes hinterfragen und verändern. Kunst will exponiert werden und kommunizieren, sie will von der Öffentlichkeit wahrgenommen und in ihr wirksam werden. Es ist also spannend, wenn Architektur und Kunstschaffen, wenn das Prinzip des Statischen und das der Veränderung aufeinandertreffen. Genau dies passiert bei dem von Lili Voigt und Markus Krips im Mai 2015 initiierten Kunstprojekt Das Haus.

 

Vordergründig handelt es sich um eine Ausstellung in einem altersschwachen Wohn- und Gewerbehaus, das in naher Zukunft abgerissen und einem Neubau Platz machen wird. Insgesamt 13 Künstlerinnen und Künstler wurden eingeladen, in den Wohnräumen, dem Keller und den Gewerberäumen auszustellen. Von kuratorischer Seite wurde die Transformation des Hauses als Thema vorgegeben, also der Anlass der Ausstellungsmöglichkeit – der bevorstehende Abriss des Hauses – thematisch aufgegriffen. Hintergründig wird der Moment des Übergangs von einem Zustand in einen anderen auf diese Weise besonders betont und offensichtlich. Ein letztes Mal öffnet das Haus seine Pforten und löst zum Abschied die Trennung zwischen Privat- und öffentlichem Raum auf. Mit der Ausstellung ergeben sich für die Besucher zweierlei Einblicke: Einmal in das begehbare Haus, also in etwas, dass vormals nur von außen bekannt war; etwas, auf das die eigenen Vorstellungen bislang nur projiziert werden konnten. Des Weiteren erfahren die Besucher aber auch die ausgestellten Arbeiten, die sich – mal mehr und mal weniger – mit den architektonischen Gegebenheiten ebenso auseinandergesetzt haben wie mit den immateriellen Einschreibungen, die begründetermaßen oder mittels freier Assoziation erschlossen worden sind. Durch die kurzzeitige Adaption des Hauses werden architektonische Räume ebenso besetzt und bespielt wie mentale Räume. Einem rituellen Fest vergleichbar wird das Alte mit Würde verabschiedet und das Neue begrüßt – es ist eine Abschiedsfeier, bei der Zustandsveränderungen nicht beweint, sondern als Ausgangspunkt eines kreativen Eingriffes aufgefasst werden. In diesem Sinne kann Das Haus Vorbild sein – für zukünftige Kooperationen dieser Art ebenso wie für unseren generellen Umgang mit transformativen Prozessen, zu denen auch die Vergänglichkeit unserer eigenen Existenz gezählt werden kann.

Dr. Marcel René Marburger, FH Dortmund

INFOBLATT "DAS HAUS", DIE KÜNSTLER
INFO_DAS HAUS_DIE KUENSTLER.pdf
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